GENERATIONENGERECHTIGKEIT

„Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt“ plakatierten die Grünen schon vor langer Zeit. Wir waren vielleicht damals mit „Kindern“ gemeint und sollen heute über Generationengerechtigkeit schreiben. Dieser Begriff kommt uns manchmal so vor, als hieße der Spruch „Wir haben den Bundeshaushalt von unseren Kindern nur geborgt.“ Dabei geht es um viel mehr. Wer heute Entscheidungen trifft , darf die Lebenschancen kommender Generationen nicht mindern. Wenn wir den Klimawandel und den Verlust von Biodiversität nicht eindämmen, wird das Leben der Menschen in Zukunft auf diesem Planeten viel härter. Ökosysteme, auf denen unsere Ernährung aufbaut, werden instabil, die Meeresspiegel steigen und die Wüsten breiten sich aus. Darunter werden andere leiden, als die, die heute beispielsweise über den Bau von Kohlekraft werken entscheiden. Ungerecht ist auch, dass es vom Geldbeutel der Eltern abhängt, welche Bildungschancen ein Kind hat, was es isst und ob es der Gesellschaft mit Selbstbewusstsein oder einem Stigma gegenübertritt. Wer etwas auf Generationengerechtigkeit hält, darf nicht
zulassen, dass Klassenzugehörigkeit und Lebenschancen vererbt werden. Deshalb fordern wir eine Erbschaft ssteuer, die nicht nur umverteilt, sondern auch die Vererbung konzentrierter wirtschaftlicher Macht verhindert.
Große Ungleichheiten sind nicht nur heute ungerecht. Sie machen die Gesellschaft instabil und nehmen der kommenden Generation die Chance, unter Gleichen aufzuwachsen. Deshalb dürfen wir nicht zulassen, dass Generationengerechtigkeit gegen soziale Gerechtigkeit ausgespielt wird. Wer an der Zukunft spart, um den Haushalt zu sanieren, tut der jungen Generation nichts Gutes.
Wir fordern Umverteilung durch eine Erhöhung von Steuern und Transferzahlungen.
Wir würden gerne in einem Land leben mit einem guten Bildungssystem, 100 Prozent erneuerbaren Energien und einer off enen Gesellschaft . Ein solches Land ist heute schon Island. Island ist völlig pleite. Es ist nicht wegen seines umfassenden Sozialsystems pleite, sondern weil es private Banken gerett et hat.
Vier Jahre nach der Pleite der Hypo Real Estate gibt es noch keinen Mechanismus, der verhindert, dass Staaten zwischen Bankenrettung und Kollaps wählen müssen. Seit 2008 ist die Staatsschuldenquote der Bundesrepublik von knapp 64 auf 82 Prozent gestiegen. Gut ein Viertel der Schulden verdankt Deutschland der europäischen Sparmeisterin. Wir werden das eines Tages zurückzahlen müssen. Danke, Angie!

Sina Doughan und Karl Bär, Bundessprecherin und Bundessprecher der GRÜNEN JUGEND

Beitrag im SCHRAEGSTRICH (Mitgliederzeitung von Bündnis 90/DIE GRÜNEN), Ausgabe Heft 3/2012, Seite 12

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